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Nota bene

In den Scheidungsakten des fürsterzbischöflichen Ehegerichts Wien aus dem Jahr 1867 taucht die Abkürzung „N.B.“ (= Nota bene) wieder auf, die ich in den Gerichtsquellen des Wiener Magistratsichen Zivilgerichts zwischen 1783 und 1850 vermisst habe. Vermisst deshalb, da die zumeist an den linken Rand einer Seite geschriebenen Bemerkungen einen (oft einzigartigen) Einblick in die Wahrnehmung oder das Geschehen abseits des eigentlichen Verwaltungsakts geben.

Karl Dworzak, der für das Ehescheidungsverfahren zwischen August und Anna Dirnböck zuständige Referent des Kirchengerichts, fügte seinem im Dezember 1867 verfassten Gutachten beispielsweise folgende Bemerkung bei. Darin kommt seine persönliche Einschätzung der beklagten Ehefrau klar zum Ausdruck:

N.B. Beklagte vollkommene Comödiantin, Declamatorin [= Redekünstlerin]

Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich…

Im Dezember 1809 ließen sich Johann und Rosa Kroy einverständlich von Tisch und Bett scheiden. Beide waren noch recht jung: Johann Kroy war zum Zeitpunkt der Trennung 35 Jahre alt und Ingrossist bei der k. k. Hofkriegsbuchhaltung. Rosa Kroy, geborene Haan, war neun Jahre jünger. Beide lebten in der Josefstadt. Aus der Ehe war eine Tochter hervorgegangen.

Laut dem zwischen beiden Eheleuten vereinbarten Scheidungsvertrag versprachen sich „beide Theile nach vorgenommener Trennung von Tisch und Bett, niemandem die die gegenwärtige Ehescheidung veranlassenden Gründe mitzutheillen und einander bei allen Gelegenheiten mit wechselseitiger Achtung zu behandeln“.

Was die Scheidungsfolgen anbelangt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Ehefrau in einer starken Position befand, da der ihr zugesprochene Unterhalt den üblicherweise der Ehefrau zustehenden Anteil an den Einkünften des Ehemannes überstieg. Rosa Kroy wurde nämlich nicht – wie üblich – nur ein Drittel zugesprochen, sie hatte einen Anspruch auf zwei Fünftel der Einkünfte ihres geschiedenen Ehemanns zuzüglich der Alimentationszahlung für die Tochter.

Konkret verdiente Johann Kroy als Beamter 700 Gulden pro Jahr. Aus Kapitalgeschäften bezog er zusätzlich jährlich 750 Gulden an Zinsen. Er entschloss sich, so lautete die Regelung im Scheidungsvertrag, seiner geschiedenen Ehefrau einen Unterhalt von jährlich 800 Gulden zu zahlen. 600 Gulden waren für Rosa Kroy vorgesehen, die restlichen 200 Gulden für die Verpflegung und Erziehung der Tochter. Rosa Kroy musste die Wohnung räumen. Für den Fall, dass Johann Kroy in Zukunft geringere Einkünfte beziehen sollte, sollte der Unterhalt im selben Verhältnis reduziert werden. Sollte sein Verdienst ansteigen, stand Rosa Kroy neben den versprochenen 800 Gulden ein Viertel der Besoldungserhöhung zu.

Nach der Scheidung von Tisch und Bett heiratete Johann Kroy 1825 erneut. Er war in der Zwischenzeit beruflich aufgestiegen: Im Heiratsvertrag vom September 1825 wird er als k. k. Rechnungsrat  bezeichnet. Verglichen mit den Bezügen vor 16 Jahren, bezog er nun auch beinahe die doppelte Besoldung. Rosa Kroy war vermutlich verstorben. Die Recherche nach ihrem Sterbedatum blieb bislang erfolglos.

Wohl um sich im Fall eines erneuten unglücklichen Verlaufs der Ehe Verhandlungen über einen etwaigen Unterhalt und dessen Höhe zu ersparen, traf Johann Kroy im Vorfeld der zweiten Eheschließung diesbezügliche Vorkehrungen. Für den Fall einer Scheidung von Tisch und Bett sollte seine zweite Ehefrau sich mit einem weitaus geringeren Unterhalt zufriedengeben. Laut Heiratsvertrag sollte ihr nach einer Scheidung lediglich ein Sechstel der Einkünfte Johann Kroys zustehen. Die Passage im Heiratsvertrag lautete wie folgt:

Erkläret die Braut, daß, wenn während des Ehestandes sich Fälle ereignen sollten, welche eine Ehescheidung herbeiführen, sie sich mit einem Sechstel des dermahligen Gehaltes des Bräutigames, welcher in 1.200 Gulden bestehet, begnügen wolle, und daß, wenn dieser Gehalt in der Folge durch irgendeinen Zufall vermindert werden sollte, sie sich auch mit einem Sechstel des verminderten Gehaltes zufriedenstellen, endlich wenn der Bräutigam in der Zukunft pensionnirt werden sollte, sie sich auch mit einem Sechstel der Pension behelfen wolle.

WStLA 1.2.3.2.A10 179/1841

Dass in Heiratsverträgen katholischer Brautpaare unterhaltsbezogene oder vermögensrechtliche Vorkehrungen für den Fall einer Scheidung getroffen wurden, war bislang unbekannt. Aus Eheverträgen jüdischer Brautpaare kennt die Historiografie solche vorkehrenden Maßnahmen sehr wohl. Wie an Johann Kroy und seinen zwei Ehen zu sehen ist, lernt man ja bekanntlich aus Fehlern …

300 Jahre vor dem Ehegericht

derStandard.at berichtete in seinem Schwerpunkt ‚Geschlechterverhältnisse‘ über unser Forschungsprojekt
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300 Jahre vor dem Ehegericht
ALOIS PUMHÖSEL
Konfliktfelder, Handlungsoptionen: Ein FWF-Forschungsprojekt recherchierte Gerichtsverfahren von 2.100 Ehepaaren seit dem 18. Jahrhundert
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Rückblick auf den Launch des Webportals und die Heftpräsentation

Vor einer Woche haben wir den Launch des Webportals sowie die Erscheinung des 26. Jahrgangs der Frühneuzeit-Info zum Thema „streitpaar – Verfahren in Ehesachen“ gebührend gefeiert. Ein kurzer Rückblick mit Bildern…

 

Andrea Griesebner und Georg Tschannett eröffneten die Veranstaltung mit einen paar Worten über die Ziele und ersten Ergebnisse des vom Wissenschaftsfonds zwischen 2011 und 2015 finanzierten Forschungsprojekts. Ganz besonders gefreut haben wir uns über die Zusage der renommierten österreichischen Scheidungsanwältin Helene Klaar, als Gastrednerin aufzutreten. Sie berichtete in ihren Ausführungen von ihrer langjährigen Erfahrung als Anwältin und Feministin.

Musikalisch begleiteten Susanna Ridler und Sophie Hassfurther die Veranstaltung. Dabei griffen Sie unter anderem einen Eheratgeber aus dem Jahr 1805 auf.

Einladung zur Heftpräsentation und zum Launch des Webportals “Ehen vor Gericht”

Vor kurzem ist die aktuelle Ausgabe der Frühneuzeit-Info zum Thema streitpaar – Verfahren in Ehesachen erschienen. Am 10. Dezember 2015 findet die Präsentation des Hefts sowie des Webportals des vom österreichischen Wissenschaftsfonds geförderten Forschungsprojekts Ehen vor Gericht statt. Details zum Programm finden Sie hier.

Webportal „Ehen vor Gericht“

Die Vorbereitungen für das neue Webportal laufen auf Hochtouren. Die neue Webseite wird die rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso wie die überlieferten Quellen und die Vorgangsweise bei der Quellenerhebung skizzieren. In die Webseite eingebunden wurde darüber hinaus eine Onlinedatenbank, in der sich Informationen zu über 2.100 Ehepaaren aus dem Zeitraum zwischen der Mitte des 16. und der Mitte des 19. Jahrhunderts befinden. Wie bisher, wird das Webportal auch einen Blog umfassen, der regelmäßig aktuelle Informationen und Ankündigungen veröffentlichen wird.

Frühneuzeit-Info 26/2015

Der thematische Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe versammelt die Beiträge der im September 2014 in Wien abgehaltenen Abschlusstagung des genannten Forschungsprojekts. Der zeitliche Rahmen des Heftes reicht vom Spätmittelalter bis ins ausgehende 19. Jahrhundert. Die Zusammenschau der einzelnen Beiträge ermöglicht den Vergleich kirchlicher und weltlicher Eheverfahren sowie das In-Bezug-Setzen der Gerichtspraxis unterschiedlicher Regionen bzw. Rechtsgebiete und Konfessionen. Einen Schwerpunkt bilden die vielfältigen, oft komplex ineinander verstrickten Eheverfahren und die von den Streitparteien (bzw. deren Anwälten) vorgebrachten Konfliktfelder. Der obrigkeitliche Umgang mit „eigenmächtigen Trennungen“ und „bigamen“ Ehen sowie die Regelung der Scheidungsfolgen bilden einen weiteren Schwerpunkt des Heftes. Thematisiert werden darüber hinaus auch Verfahren, in welchen der Status von Eheverlöbnissen zur Diskussion stand.

Die Beiträge verdeutlichen, dass neben soziokulturellen Kategorien wie Geschlecht, Alter, sozialer Stand und dem Besitz von ökonomischem und sozialem Kapital vor allem auch das jeweils gültige Ehegüter-, Erb- und Obsorgerecht erheblichen Einfluss darauf hatte, ob eine Scheidung bzw. Trennung von Tisch und Bett eine lebbare Option darstellte. Methodisch verbindet die einzelnen Beiträge zudem die Herangehensweise, Mikro- und Makrobene nicht als Gegensätze zu betrachten. Sichtbar werden so Kontinuitäten und Diskontinuitäten des kanonischen und weltlichen Eherechts ebenso wie Feinheiten in den Argumentationsstrategien der Streitparteien.

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Frühneuzeit-Info 2015 | Themenschwerpunkt Ehekonflikte | Vorschau 6/6

streitpaar – Verfahren in Ehesachen
Frühneuzeit-Info 26 (2015)
Erscheinungsdatum: November 2015
Bestellungen werden gerne entgegengenommen: Bestellschein

Der sechste und letzte Teil der Vorschau stellt die Beiträge von Katrin Gäde und Ulrike Bohse-Jaspersen vor:

Umstrittenes Eherecht
Handlungsstrategien und Aushandlungsprozesse in Ehescheidungsverfahren
adliger Paare vom 18. bis zum 19. Jahrhundert
Katrin Gäde
(in German language)

Scandals, affairs and conflicts at noble courts have given rise to gossip ever since. Furthermore they were events of great interest for the public. At the same time divorce and legal separation were no uncommon phenomenons among the nobility in the modern era. Against that background the present article examines separations and divorces of aristocratic couples from the 17th to the 19th century in Central Germany. This involves both - on a judical level - the manifestation of the Protestant matrimonial law and on an actor-centred level – the people concerned, their strategies for action and related to that, the construction of social practice.
By the example of interchurch-couples and their path through several bureaucratic procedures and lengthy negotiations about the further course of action and judicial responsibilities an attempt is made to visualize this aforementioned construction process. The appraisal of negotiations about jurisdictions in matrimonial matters allows the conclusion that individual rights and scopes of action were in need to be negotiated primarily in case of clashing legal standards and conceptions. In studying failed aristocratic marriages it is not only possible to get a deeper insight into gender relations but also to visualize actions and scopes of action as well as conflict settlement of the aristocratic world in modern Europe.
Martina Vilvado y Balverde gegen Antonio Yta
Eine Klage auf Eheannullierung in Sucre aus 1803:
Männlichkeitsentwürfe im spätkolonialen Bolivien
Ulrike Bohse-Jaspersen
(in German language)

This paper describes a marriage annulment proceeding in the town of La Plata, today Sucre, constitutional capital of present-day Bolivia, in 1803. 22-year-old Doña Martina Vilvado y Balverde proceeds a claim before the Court of Appeal of La Plata, setting out that her husband, 32-year-old Spaniard Don Antonio Yta was in fact a woman who deceived her in order to marry and live as her husband with the blessing of the church. The article examines the argumentative strategies of the spouses, the members of the tribunal and other parties to the proceedings.
The case is part of a compilation of marriage proceedings and other court sources, which are analyzed in the context of a dissertation in terms of concepts of masculinity in late colonial Bolivia (Provincia de Charcas) from 1750 to 1825. After an introduction to the historical context and an explanation of the legal framework, the course of the proceedings is described in chronological order until the end of the trial. The paper shows in which way the powers of the secular and ecclesiastical jurisdiction overlap. Given the complexity of the facts both jurisdictions try to avoid clear statements, although it can be demonstrated that there were different legal possibilities to reach a verdict.  The argumentation tries to make clear that the scientific approach to the case must consider the diversity in gender so it needs more than an analysis of socially constructed gender and the historical-cultural aspects.

Frühneuzeit-Info 2015 | Themenschwerpunkt Ehekonflikte | Vorschau 5/6

streitpaar – Verfahren in Ehesachen
Frühneuzeit-Info 26 (2015)
Erscheinungsdatum: November 2015
Bestellungen werden gerne entgegengenommen: Bestellschein

Teil 5 der Vorschau gibt einen Einblick in die Beiträge von Georg Tschannett und Zuzana Pavelkova Čevelová:

Unterhaltsstreitigkeiten und deren Regelungen vor dem Wiener Scheidungsgericht
im ausgehenden 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Georg Tschannett
(in German language)

In October 1848 Heinrich Georg Bayer initiated a matrimonial suit against his affluent wife, in order to claim maintenance from her. This case constitutes a rather unusual action in the Viennese divorce court from the end of the 18th to the mid-19th century, in its attempts to reverse the gender-specific allotment of conjugal duties and rights in general, and the statutory maintenance obligation of the husband in particular. The article will consider the relationship between spousal duties and rights and marital gender relations. In this context, marriage will be interpreted as a legal institution as well as a social relationship. The piece also aims to examine the practices of the Viennese divorce court in relation to maintenance proceedings, addressing the arguments that spouses used to win or to defend an action for maintenance. Perhaps most significantly, it will analyse in detail the negotiating positions that husbands and wives adopted in divorce settlements, and upon which they relied to secure the terms of their divorce.
Ehestreitigkeiten vor dem erzbischöflichen Gericht in Prag in den 1860er-Jahren
Zuzana Pavelkova Čevelová
(in German language)

The paper deals with marriage conflicts in the long 19th century in Bohemia. The first part concerns with the development of contemporary Czech historiography. The second part specifies an arrangement of archiepiscopal sources in Prague which are deposited in the National archive in Prague. The third part of the paper reconstructs the history of a married couple named Houška, who in 1857 fought for annulment of marriage in court. The reason that was put forward by the husband was health problems of his wife. Marriage had been neither nullified nor divorced. The micro historical approach gives an interesting illustration of social life in 19th century, contact of country and the city, expansion of medical science into common people life and the continuing power of the Catholic Church. The aim of the paper is to explain everyday live marriage in 19th century in the Bohemia countryside.

Frühneuzeit-Info 2015 | Themenschwerpunkt Ehekonflikte | Vorschau 4/6

streitpaar – Verfahren in Ehesachen
Frühneuzeit-Info 26 (2015)
Erscheinungsdatum: November 2015
Bestellungen werden gerne entgegengenommen: Bestellschein

In Teil 4 der Vorschau werden der Beitrag von Claire Chatelain und eine Koproduktion von Margareth Lanzinger, Ellinor Forster, Janine Maegraith, Siglinde Clementi und Christian Hagen vorgestellt:

Ein adeliges Beamtenpaar vor Gericht
Der Einsatz von Kapitalsorten im Eheverfahren zur Trennung von Tisch und Bett am Ende der Regierungszeit von Ludwig XIV. 
Claire Chatelain
(in German language)

This paper presents a case study, focused on a trial of separation from bed and goods which occurred between a great magistrate and his wife (who came from a financial officer’s family), at the end of the Louis XIV reign. An exceptional documentation (based on summations and other sources, as notarial acts or courts sentences) allowed giving a micro analysis of this historical trial, led in front of the most important court of justice of the French kingdom, theParlement de Paris, which was a secular one. What were the economic grounds of this marital separation? How the procedural followings which lasted five years were shaped? What were the consequences on the couple and their children? This research is interested in the French Old Régime mechanisms of judicial ways to break on kinship relationships especially those in the siblings. It leads to a comparative history in this field.
Konfliktpotenzial und Streitgegenstände im Kontext ehelicher Vermögensregime
Margareth Lanzinger/Ellinor Forster/Janine Maegraith/
Siglinde Clementi/Christian Hagen
(in German language)

In early modern times, property and wealth constituted an area with considerable potential for conflict. The initial thesis of this paper is that the causes of discord and dispute depended decisively on the respective marital property and inheritance systems. Because this could give rise to competing interests in different constellations and situations: between siblings, in-laws, parents, step-parents, other relatives or guardians, and not least within marital context. One setting potentially prone to conflict was the end of a marriage. Previously, implications and consequences of widowhood and divorce or legal separation of bed and board were regarded separately. However, the aim of this paper is to bring post-marital property arrangements and stipulations regarding widowhood together with findings on marital conflicts and separations. The question is to what extent property related subjects of dispute differed depending on whether a marriage terminated because of the death of either husband or wife, or because of divorce or legal separation. Property brought in by brides, questions of livelihood, and post-marital presence in the husband’s family home have all proven to be relevant aspects in both contexts. The study is situated in late medieval and early modern rural and urban areas of southern Tirol and is based on cases from the court books (“Verfachbücher”) and charters for several communities, noble family archives, as well as the consistorial records in the Diocesan archive in Brixen.

Frühneuzeit-Info 2015 | Themenschwerpunkt Ehekonflikte | Vorschau 3/6

streitpaar – Verfahren in Ehesachen
Frühneuzeit-Info 26 (2015)
Erscheinungsdatum: November 2015
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Teil 3 der Vorschau präsentiert die Beiträge von Andrea Griesebner und Susanne Hehenberger:

Ausweg und Sackgasse zugleich
Eheverfahren vor katholischen Konsistorien von der Mitte
des 16. bis ins ausgehende 18. Jahrhundert
Andrea Griesebner
(in German language)

Following a brief explanation of canon law the first section provides an outline of the sources for marriage litigations in the archduchy Austria below the Enns. It will highlight the possibilities and limitations the protocols of the consistories offer. The second section provides insights into the variety of marriage litigations made possible at early modern ecclesiastical courts, as well as quantitative trends. Based on a case study the third section provides deepened insight into the various contexts motivating women and men to sue their spouse. Between 1765 and 1781 Magdalena Pürckin and Peter Pürck conducted 13 proceedings, some initiated by the wife, some by the husband. The analytical focus is directed to the particular interest of the plaintiff and the defendant respectively as well as their discursive strategies to get a verdict in his or her own favor. The summary argues that the catholic marriage politics generates the various proceedings the ecclesiastical courts are dealing with. Nevertheless the persistence Peter Pürck in suing his wife for cohabitation and Magdalena Pürckin’s resistance is exceptional.
The article is based on long standing research on churchly marriage jurisdiction in the archduchy Austria below the Enns, financed by the Austria Research Fund and backed by the University of Vienna between October 2011 and October 2015.
Das fehlende fleischliche Band
Sexuelles Unvermögen als Scheidungsargument vor dem Passauer und
Wiener Konsistorium (1560–1783) 
Susanne Hehenberger
(in German language)

Many Catholic spouses filed for divorce or separation by bed and board in the early modern period. Only a few of them argued that their inability to execute the marital duty was the main cause. In this article, I focus on a small sample of 51 couples who used the argument of male or female impotence in the course of marriage litigations in the consistories in Vienna. After exploring the meaning of impotence and divortium in these sources, the article analyses the different interests of claimants (e.g. escape from an unhappy union or the desire for a new marriage) as well as the response of defendants to these allegations (denial, confession, counter-claim or negotiation). As canon law allowed the annulment of marriages only in cases of premarital, enduring and incurable impotence, consistories had to search for clear evidence before they rendered judgement. The appellate court – the nunciature in Vienna –then had to confirm the annulment before it would become effective. In theory, the evidence of one spouse confirmed by an oath cum septima manu (testimony of seven reliable men or women) would suffice as proof. In early modern practice, either the litigant or the consistory often demanded additional medical evidence, which was regularly provided by the medical faculty of the university in Vienna. In cases of female impotence, however, midwives were consulted. Even if evidence seemed clear and the carnal bond was missing, it became increasingly difficult to enforce a divortium quoad vinculum from the sixteenth to the eighteenth century. This situation was exacerbated after Pope Benedict XIV created the position of defensor matrimonii in November 1741, a figure who acted ex officio to protect marriage in the first instance.

„kreuz und quer“ über die katholische Kirche und ihre Wiederverheirateten

Am Dienstagabend (20. Okt.2015, 22:35 Uhr) beschäftigte sich „kreuz und quer“ mit Scheidungen bzw. der unauflöslichen Ehe.

kreuz und quer 
Scheitern nicht vorgesehen - Die katholische Kirche und ihre Wiederverheirateten 

Dieser Tage beraten Bischöfe aus aller Welt bei der Bischofssynode in Rom über Ehe und Familie. Ein zentraler Punkt dabei: Wie soll die Kirche mit Geschiedenen Wiederverheirateten umgehen?
Wer sich nämlich scheiden lässt und mit einem neuen Partner zusammen sein möchte, hat in der römisch-katholischen Kirche einen schweren Stand. Die sakramental geschlossene Ehe gilt als unauflöslich, denn "was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen". Die Ehe zwischen Mann und Frau gilt solange als geschlossen, bis dass der Tod die Ehepartner scheidet - alles andere gilt als Ehebruch und somit als eine schwere Sünde. Jene, die als "Geschiedene Wiederverheiratete" bezeichnet werden, sind zwar immer noch Mitglieder der Kirche, jedoch offiziell von den Sakramenten - insbesondere von der Eucharistie- ausgeschlossen. Dabei handelt es sich nicht um eine kirchliche Strafe, sondern um eine theologische Konsequenz aus dem offensichtlichen "Verharren in schwerer Sünde". Diese Regelung ist seit langem ein großer Streitpunkt und ein Problem für viele Seelsorgerinnen, TheologInnen, Priester, Bischöfe und auch Kardinäle. Ideal und Wirklichkeit nämlich driften oft auseinander.

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