Vor kurzem ist die aktuelle Ausgabe der Frühneuzeit-Info zum Thema streitpaar – Verfahren in Ehesachen erschienen. Am 10. Dezember 2015 findet die Präsentation des Hefts sowie des Webportals des vom österreichischen Wissenschaftsfonds geförderten Forschungsprojekts Ehen vor Gericht statt. Details zum Programm finden Sie hier.
Webportal „Ehen vor Gericht“
Die Vorbereitungen für das neue Webportal laufen auf Hochtouren. Die neue Webseite wird die rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso wie die überlieferten Quellen und die Vorgangsweise bei der Quellenerhebung skizzieren. In die Webseite eingebunden wurde darüber hinaus eine Onlinedatenbank, in der sich Informationen zu über 2.100 Ehepaaren aus dem Zeitraum zwischen der Mitte des 16. und der Mitte des 19. Jahrhunderts befinden. Wie bisher, wird das Webportal auch einen Blog umfassen, der regelmäßig aktuelle Informationen und Ankündigungen veröffentlichen wird.
Frühneuzeit-Info 26/2015
Der thematische Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe versammelt die Beiträge der im September 2014 in Wien abgehaltenen Abschlusstagung des genannten Forschungsprojekts. Der zeitliche Rahmen des Heftes reicht vom Spätmittelalter bis ins ausgehende 19. Jahrhundert. Die Zusammenschau der einzelnen Beiträge ermöglicht den Vergleich kirchlicher und weltlicher Eheverfahren sowie das In-Bezug-Setzen der Gerichtspraxis unterschiedlicher Regionen bzw. Rechtsgebiete und Konfessionen. Einen Schwerpunkt bilden die vielfältigen, oft komplex ineinander verstrickten Eheverfahren und die von den Streitparteien (bzw. deren Anwälten) vorgebrachten Konfliktfelder. Der obrigkeitliche Umgang mit „eigenmächtigen Trennungen“ und „bigamen“ Ehen sowie die Regelung der Scheidungsfolgen bilden einen weiteren Schwerpunkt des Heftes. Thematisiert werden darüber hinaus auch Verfahren, in welchen der Status von Eheverlöbnissen zur Diskussion stand.
Die Beiträge verdeutlichen, dass neben soziokulturellen Kategorien wie Geschlecht, Alter, sozialer Stand und dem Besitz von ökonomischem und sozialem Kapital vor allem auch das jeweils gültige Ehegüter-, Erb- und Obsorgerecht erheblichen Einfluss darauf hatte, ob eine Scheidung bzw. Trennung von Tisch und Bett eine lebbare Option darstellte. Methodisch verbindet die einzelnen Beiträge zudem die Herangehensweise, Mikro- und Makrobene nicht als Gegensätze zu betrachten. Sichtbar werden so Kontinuitäten und Diskontinuitäten des kanonischen und weltlichen Eherechts ebenso wie Feinheiten in den Argumentationsstrategien der Streitparteien.
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